Als Gen-Yler verstehen, wie die alte Unternehmenswelt funktioniert

– wichtig? Lesen Sie selbst.

Vor mir sitzt ein junger Mann, sehr gut ausgebildet, schnell im Kopf, strukturiert und verantwortlich für die digitale Transformation in einem traditionsreichen Unternehmen. Er fühlt sich sichtbar zu Hause in der „neuen“ Welt, in der nicht mit festen Hierarchien sondern in Projekten eigenverantwortlich gearbeitet wird. In der es agil zugeht und iterative Schleifen gedreht werden, um zum besten Ergebnis zu kommen. Ihm machen die Unsicherheiten, die als Charakteristikum der VUCA-Welt gelten, nichts aus.

Altes verstehen, um im Neuen wirksam zu sein
Er will von mir wissen, wie die alte Unternehmenswelt funktioniert! Um seine Rolle wirksam auszufüllen, ist es ihm ein Anliegen zu erfahren, wie er noch nie erlebte Führungssituationen meistern kann. Er ist als Abteilungsleiter im Olymp der Führungskräfte angekommen, ohne sich über die sonst üblichen Ebenen dahin hochzuarbeiten. Er bringt die Stärken und das Wissen mit, die es braucht, um aus Unternehmenssicht notwendige, zukunftsweisende Veränderungen voranzutreiben.

Ich bin verblüfft. Mit dieser Perspektive war meine Aufgabe in den letzten zwei Jahren nicht formuliert worden. Ich soll Altes teilen, um Neues zu ermöglichen. Im gerade erschienenen Blog von Förster & Kreuz heißt es in der Überschrift „Entlernen, denn man verlernt nie aus“. In neuem Kontext sei das Verlernen von Mustern erst einmal wichtiger als das Lernen neuer. Eine Sicht, die ich teile und die in vielen meiner Sparringsgespräche mit erfahrenen Seniors Gegenstand ist. Leadership muss im digitalen Zeitalter neu gedacht werden.

Leadership wird zu einer Dienstleistung, für die es eine reflektierte, hinterfragende innere Haltung braucht.

„Selbst“-bewusst, demütig und mutig zugleich
Zurück zu meinem Klienten aus der Generation Y, um die 30 Jahre alt. Er will nicht die alten Führungsmuster lernen, er will verstehen! Er beschwert sich nicht, sondern hat Respekt vor seiner Aufgabe und ist neugierig. Er will altes Wissen zunächst einmal „begreifen“, um für sich selbst daraus eine zu ihm und seinen Herausforderungen passende Toolbox zu entwickeln. Ich bin aus zwei Gründen beeindruckt.

  1. Weil ich oft erlebt habe, wie beinahe leichtfertig bei Bewerbungen um auch schwierige Führungsrollen Aussagen getroffen werden wie: „Das kann ich. Alles kein Problem. Das habe ich schon oft erlebt.“
  2. Weil ich eine Persönlichkeit vor mir sehe, die die neue Leadershipgeneration verkörpert. Souverän und „selbst“-bewusst, demütig und mutig zugleich, künftig Menschen unterschiedlichster Altersstufen, aber alle älter als er, zu führen. Als Modell dient ihm dabei kein technokratisch anmutendes Führungsmodell mit Zielvereinbarungen und strengen Hierarchiestufen.

Nicht nur für Gen-Yler gilt ...
Die eigene Führungsfähigkeit zu entwickeln, beginnt immer mit Selbstreflexion.
Dazu gehören:

  1. Das „Begreifen“ der Welt um mich herum
  2. Fragen nach dem, was mir selbst wichtig ist
  3. Eine Beschäftigung nach meinen Stärken
  4. Neues mit Mut, Offenheit und Entschlossenheit wagen und dabei Altes loslassen
  5. Das Übernehmen von Verantwortung anstatt über Herausforderungen zu klagen