Onboarding – Luxus oder Erfolgsgarant?
Ein Jahr lang hatte die Unternehmensleitung nach einer Führungspersönlichkeit für die eigenen Reihen gesucht. Eine schwierige Vorgeschichte sollte endlich durch eine externe Person beendet werden. Der Kandidat hatte nach sechs Interviews vor sechs Monaten unterschrieben, und nun ist es endlich soweit! Die Erwartungen sind groß! Auf beiden Seiten ...
Je höher die Position, umso größer die Chance zu scheitern. Und gar der Eintritt auf erster Leitungsebene birgt zusätzliche Hürden. Nach den Bewerbungsgesprächen besteht nur eine „Ahnung von Realität, Kultur und Politik“ des neuen Unternehmens. Es gibt viele ungeklärte Annahmen. Auch die, ob es passen wird!
Es wurden viel Energie, Zeit, Geld, Hoffnungen und Wünsche in die Suche investiert. Der gut strukturierte Ablauf der ersten 100 Tage sind für beide Seiten Garant für eine gelungene Ankunft im neuen Unternehmen.
Gezielte Reflexion mit einem neutralen Sparringspartner trägt dazu bei, Fehler in dieser Zeit zu vermeiden und schnellere Wirksamkeit als Führungspersönlichkeit sicherzustellen.
Vor dem aktuellen Start
- Abstand zur alten Aufgabe, zum alten Arbeitgeber gewinnen. Es gibt zahlreiche Beispiele auch bei Geschäftsführern und Vorständen, die bis zum letzten Tag beim alten Arbeitgeber gearbeitet haben und den Kopf nicht frei hatten für Neues.
- Weitere Informationen zum neuen Arbeitgeber sammeln, die Presse zu Bekanntmachungen, neuen Produkten etc. regelmäßig verfolgen.
- Chancen und Risiken in der neuen Position bewerten. Einen ersten persönlichen „Businessplan“ anhand der Informationen und Erwartungshaltungen aus den Interviews erstellen – wohlwissend, dass dieser zunächst nur Leitfaden für die professionelle Gesprächsführung am Anfang sein kann.
- Es gilt zu erarbeiten: Was erzähle ich in meinen ersten Gesprächen über mich? Erzähle ich nur von meinen Erfolgen oder gewinne ich mehr Vertrauen und begeistere mein neues Umfeld durch gut ausgewählte persönliche Geschichten? Welche Botschaften sind relevant? Welche meiner Stärken? Wie stelle ich mich als wirksame Führungspersönlichkeit dar?
Zwei Schwerpunkte ab Tag 1
- Positionierung
Die oder der „Neue“ genießt von Tag eins an hohe Sichtbarkeit! Von der ersten Minute an wird von außen bewertet, wie die Person kommuniziert, wie gut sie zuhört und verstehen will, wie sie auftritt, wie vertrauenswürdig sie wirkt, wie kraftvoll sie sich der neuen Aufgabe annimmt. Wichtige Bezugspersonen gilt es auf unterschiedlichen Ebenen zu definieren und die Kommunikation auf sie auszurichten. Bei all dem braucht es immer wieder einen klaren Blick auf den eigenen Auftritt, um Fehler rechtzeitig zu erkennen und zu korrigieren.
- Kontextverständnis
Auch wenn das Zwischenmenschliche vordergründig als Erstes auf dem Prüfstand steht, gilt gleichrangig, den Unternehmenskontext sehr schnell anhand der ersten fachlich motivierten Begegnungen und der gelebten Realität zu analysieren und zu verstehen. Die im Vorfeld angenommenen Erwartungshaltungen sollten hinterfragt und reflektiert, wichtige Regelmeetings inhaltlich sorgfältig präpariert werden. So lässt sich der persönliche Businessplan immer weiter konkretisieren. Die eigene Vision und Strategie für die Aufgabe nimmt kraftvoll Gestalt an, sodass in den ersten Monaten bereits Weichen gestellt werden können.